Tom Otte

Information steht nicht am Schwarzen Brett

Information steht nicht am Schwarzen Brett

Jedes Wort, das wir sprechen oder schreiben, trägt seine Information keineswegs wie einen Rucksack auf dem Rücken. Ein Wort ist nicht mehr als ein Auslöser, der dann auf einen Kopf trifft, welcher immer schon vom Inhaber ‚in Formation‘ gebracht worden ist.

Die verwendeten Wörter aktivieren immer bloß Bildwelten in unseren Köpfen. Je nachdem, ob wir eine schlechte oder gute Kindheit hatten, erzeugt selbst ein scheinbar harmloses Wort wie ‚Eltern‘ völlig unterschiedliche Bildwelten. Ebenso unterschiedlich fällt dann auch die Reaktion auf unsere Reden und Texte aus.

Was heißt das für die Arbeitswelt? Letztlich müssen Personal- und Betriebsräte Regeln umsetzen, die allen nützen, die also der gesamten Belegschaft zu Gute kommen. Heute sind diese Kolleginnen und Kollegen aber nicht mehr so ‚informiert‘, wie zu der Zeit, als das Wörtchen ‚Solidarität‘ noch positive Assoziationen oder ‚Bildwelten‘ erweckte. Hier liegt das kommunikative Kernproblem jeder betriebsinternen Öffentlichkeitsarbeit: Die Menschen haben sich geändert.

Ob nun Medien, Eliten, Entwicklungsgespräche oder Schule den allmählichen Wandel bewirkten – über diese Ursachen ließe sich trefflich streiten. Fakt bleibt, dass heute – siehe z.B. ‚Entwicklungsgespräche‘ – jeder selbst seines Glückes Schmied zu sein habe. Das Individuum ist an die Stelle des Kollektivs getreten, das ‚Ich‘ hat das ‚Wir‘ verdrängt. Über den daraus folgenden Schwund an Empathie mag man klagen. Eine betriebliche Öffentlichkeitsarbeit aber, die nicht den Nutzen für jeden Einzelnen und für jede Interessenlage herausstellt, wird nur wenig Erfolg haben, weil sie nicht an den ‚Informationswelten‘ ihrer Zielgruppe ansetzt.

Was hieße das nun konkret? Bei einem Thema wie dem ‚Mutterschutz‘ bspw. käme es nicht nur darauf an, den Nutzen für die Mütter hervorzuheben, sondern auch die Vorteile, die eine gute Mutterschutzregelung auch für Männer oder Singles in der Belegschaft hätte. Ja, man müsste sogar noch den Nutzen für die Betriebsleitungen herausstellen.

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