Tom Otte

Mehrarbeit macht krank

Mehrarbeit macht krank

Das Arbeitszeitgesetz wacht über die Beschäftigungszeiten: Die maximale tägliche Arbeitsdauer soll grundsätzlich acht Stunden nicht überschreiten. In Ausnahmefällen kann die tägliche Arbeitszeit auf zehn Stunden ausgeweitet werden, das jedoch nur, wenn innerhalb von sechs Monaten die durchschnittliche Arbeitszeit acht Stunden nicht überschreitet (ArbZG §3). Zwischen zwei Arbeitsperioden ist ferner eine Ruhezeit von mindestens elf Stunden vorgeschrieben (ArbZG §5). Beschäftigte dürfen demnach durchschnittlich bis zu 48 (kurzfristig auch 60) Wochenstunden arbeiten (abgesehen von Ausnahmen, vergleiche ArbZG §§ 18 -21). Soweit die Theorie.

Angegriffen – zumeist als unzulässige staatliche ‚Regulierung‘ – wird das Gesetz oft von jenen Menschen, die mit Hilfe ihrer Excel-Tabellen die Steigerung der Produktivität einfach aus einer Verlängerung bestehender Arbeitszeiten extrapolieren: ‚Wenn der Müller sechzehn Stunden statt acht arbeiten würde, dann wäre er doppelt so effektiv‘. Sie vergessen dabei die menschliche Physiologie – denn das bestehende Gesetz ist in vieler Hinsicht auch für Unternehmen höchst sinnvoll.

Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) über die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen langer Arbeitszeiten zeigt uns, dass mit einer zunehmenden Dauer der Arbeitszeit das Risiko für gesundheitliche und soziale Beeinträchtigungen rapide steigt. Und damit auch die Kosten für eine Firma, die solche Ausfälle dann ‚kompensieren‘ muss. Auch die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit wird durch ein steigendes Arbeitspensum eingeschränkt – mit allen psychischen Folgen, welche dies für die Arbeitsmotivation hat.

Die Auswertung von vier unabhängigen Befragungen wies einen direkten Zusammenhang zwischen der Dauer der wöchentlich geleisteten Arbeitszeit und dem Auftreten gesundheitlicher Beschwerden wie Schlafstörungen, Rückenschmerzen und Herzbeschwerden nach. Kommen ungünstige Arbeitsbedingungen hinzu – hohe körperliche Anforderungen, seelische Belastungen, eine geringe Handlungskompetenz oder unregelmäßige Arbeitszeiten – dann steigen die Ausfallzeiten noch weiter an.

Mehr dazu

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert