Tom Otte

„Weihnachten, das Fest der Liebe“

„Weihnachten, das Fest der Liebe“

Das sagt sich so leicht. Und jede Predigt verkündet es uns in diesen Tagen gleich mehrfach von der Kanzel. Aber wie sollen wir diese Formel verstehen?

Beispielsweise halte ich mich für einen wunderbaren Menschen, für ein einzigartiges Geschöpf Gottes. Meine Eltern sind an meiner Überheblichkeit nicht unschuldig. Als ich geboren wurde, feierten meine Eltern vor lauter Glück ein Fest – so groß war ihre Liebe. Dabei war ich kein Genie oder gar ein Jesuskind, sondern ein ziemlicher Rabauke.

Diese anfängliche Liebe umgibt die meisten von uns. So wie wir geschaffen werden, sind wir für unsere Nächsten zunächst vollkommen und liebenswert. Das gilt für echte oder vermeintliche Stärken, für unsere ‚Schokoladenseiten‘. Aber auch unsere Schwächen werden uns oft genug verziehen. So wie wir sind, gefallen wir denen, die uns lieben. Das gilt übrigens auch für unseren Körper … mit all seinen Fettpölsterchen oder Wehwehchen.

Im christlichen Liebesgebot bei Matthäus heißt es: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Diese Bedingung der grundlegenden Eigenliebe wird gern überlesen, dabei ist sie – recht verstanden – geradezu der Schlüssel zur Nächstenliebe. Nur in dem Maße, wie ich mich liebe, kann ich andere lieben. Nicht Mängel, nicht Urteile, nicht die Begrenztheit unserer Fähigkeiten sind Voraussetzungen für die Nächstenliebe, sondern unser Bewusstsein dafür, dass wir auf unsere Art vollkommen sind. Erst wenn ich mich selbst liebevoll betrachte, kann ich den anderen liebevoll annehmen. Wenn ich Liebe gebe, werde ich Liebe empfangen. So einfach vollzieht sich das Gesetz der Resonanz.

Begegne ich einem Menschen positiv, begegnet er mir positiv.
Lobe ich, empfange ich Lob.
Lächle ich, dann lächelt der andere zurück.
Bin ich präsent, empfange ich Präsente.
Denke ich negativ, schaffe ich eine negative Wirklichkeit.
Wenn ich jemanden verurteile, verurteile ich mich selbst.

Feiern Sie daher beim kommenden Fest der Liebe zuallererst sich selbst und Ihre Einzigartigkeit, damit Sie ihren Nächsten lieben können wie sich selbst.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe und besinnliche Festtage.sigmund-freud
Ihr Thomas Otte

Liebe nach Sigmund Freud

Es gibt kein Interesse ohne Liebe. Jeder bringt nur in dem Maße Interesse auf, wie er Liebe empfindet oder empfängt. Depression ist der Verlust der Liebesfähigkeit – einschließlich der Fähigkeit, sich selbst zu lieben.

Liebe bei den alten Griechen

Die Griechen bedienten sich dreier Wörter, um die verschiedenen Liebesformen zu bezeichnen:

Eros

Der Eros wächst aus dem Mangel und führt zur Leidenschaft. Diese Liebe eignet sich an, sie will besitzen und behalten. Ich liebe Dich, denn ich will Dich. Wir lieben, was wir (noch) nicht haben, und deshalb folgt aus dieser Liebe oft das, was Leiden schafft.

Philia

Hier genießen wir alles, was wir haben, was wir tun, was ist. Wir freuen uns an der Welt und an dem Geschehen in ihr. Wir haben Lust an der Fülle. Das ist die wahre Liebe nach Aristoteles. Unsere allgegenwärtige Liearistotelesbe gibt uns einen ständigen Grund zur Freude.

Agape

Das ist die Liebe zum Nächsten. Sie ist umsonst und unverdient. Sie ist die Liebe um ihrer selbst willen, an keine Bedingung gebunden. Die Liebe, die empfängt und die gibt. Das wäre die Liebe nach Jesus Christus, eine Liebe, die sich hingibt, ohne deshalb Gegenliebe zu erwarten. Das Ich ist von Erwartungen befreit, es ist universell, mit allem verbunden und eins.

 

Die aristotelische Liebe

„Lieben heißt, sich zu freuen“ mit diesen Worten von Aristoteles wünsche ich Ihnen, dass Sie in ihrer Arbeit, in der Begegnung mit Kollegen oder Patienten stets die Fülle des Menschlichen wahrnehmen, dass Sie die Einzigartigkeit des Augenblicks genießen, und sich am Moment erfreuen.

 

 

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